Der Bebauungsplan

27. Mai 2022
Aktualisiert am 12. September 2023

Wie lese ich einen Bebauungsplan richtig und auf welche Kennziffern kommt es an?

Mit Hilfe verschiedener Festsetzungen und Kennziffern definiert ein Bebauungsplan die Möglichkeiten und die Einschränkungen einer Bebauung auf einem Grundstück. Doch aufgrund der verschiedenen Symbole, Linien, Ziffern und Zahlen, die in einem Bebauungsplan verwendet werden, kann das Lesen zunächst etwas verwirrend sein.

Aus diesem Grund möchten wir Ihnen deshalb im nachfolgenden kurz erklären, welche der Angaben vorrangig von Bedeutung sind und wie ein Bebauungsplan grundsätzlich zu lesen ist. Dabei veranschaulichen wir dies auch noch einmal an einem Praxisbeispiel.

Generell ist dabei zu beachten, dass es in den verschiedenen Landesbauordnungen Definitionsunterschiede zu den einzelnen Festsetzungen geben kann. Beispielsweise unterscheidet sich die Definition eines Vollgeschosses in Bayern und in Baden-Württemberg

In der Praxis liegen in der Regel qualifizierte oder gar keine Bebauungspläne vor. Wie sie in diesen Fällen die Zulässigkeit eines Bauvorhabens prüfen, finden Sie hier.

Da Geoportale einerseits unter Eigentümern nicht sehr bekannt, und andererseits nicht ganz einfach zu bedienen sind, sind Bebauungspläne deshalb häufig nicht einfach aufzufinden. Aufgrund dessen haben sich mittlerweile einige Internetdienstleister etabliert, bei denen Sie den Bebauungsplan für Ihr Grundstück bestellen können. Die Kosten belaufen sich dafür auf bis zu 40€. Eigentümer sollten sich jedoch bewusst sein, dass es sich hierbei eigentlich um ein vollkommen kostenfreies Produkt handelt. Nur in einzelnen Fällen verlangen Gemeinden eine Pauschale für eine Kopie oder eine Versendung des Bebauungsplans per E-Mail

Art der baulichen Nutzung

Gibt an, welche Nutzung für ein Grundstück zulässig ist und bestimmt damit, welchem Zweck das Gebäude dienen muss. Zum Beispiel für eine Wohn- oder eine Gewerbenutzung.

Maß der baulichen Nutzung

Legt fest, wie groß das Gebäude sein darf bzw. wie viel Fläche es im Verhältnis zur Grundstücksgröße einnehmen darf. Es gibt also die maximal zulässige Bebauungsdichte eines Grundstücks an.

Überbaubare Grundstücksfläche

Durch Baulinien und Baugrenzen wird das Baufenster angezeigt, auf welchem Teil des Grundstücks gebaut werden darf und welcher Teil von einer Bebauung freigehalten werden muss.

Form der baulichen Nutzung

Bestimmt durch die Festsetzung der zulässigen Bauweise, der Dachform und Dachneigung, oder der Firstrichtung die letztliche Form und das Aussehen des Gebäudes. 

Übersicht über die verschiedenen Arten der baulichen Nutzung (Baugebiete)

Dient ausschließlich dem Wohnen.

Zulässig sind zum Beispiel Wohngebäude oder Gebäude, die zur Deckung der Bedürfnisse der Bewohner des Gebiets dienen (Kindergärten, Anlagen für soziale, kulturelle oder sportliche Zwecke, etc.)

Dient vorwiegend dem Wohnen.

Zulässig sind zum Beispiel Wohngebäude oder Gebäude für die Versorgung der Bewohner (Läden, Schank- und Speisewirtschaften, etc.).

Dient dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich stören.

Grundsätzlich zulässig sind  zum Beispiel Wohngebäude, Geschäfts- und Bürogebäude oder Einzelhandelsbetriebe. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass das Stadtplanungsamt häufig einen gewissen prozentualen Anteil an Wohn-und Gewerbegebäuden im Gebiet vorgibt, der nicht unterschritten werden sollte. (Zum Beispiel: „Mindestens 30% der Gebäude sollen dem Gewerbe dienen“).

Dient der vorwiegenden Unterbringung von nicht erheblich belästigenden Gewerbebetrieben, wie zum Beispiel Bürogebäude, Tankstellen oder Lagerhäuser.

Dient ausschließlich der Unterbringung von nicht erheblich belästigenden Gewerbebetrieben. Dabei geht es vor allem auch um  die Betriebe, die in anderen Baugebieten unzulässig sind.

Mehr zu den verschiedenen Grundstücksarten können Sie hier in unserem Ratgeber nachlesen

Art und Maß der baulichen Nutzung: Entscheidend für den Grundstückswert

Im Rahmen einer Grundstücksanalyse ist es im ersten Schritt unbedingt notwendig, die Art der baulichen Nutzung zu prüfen. Da Wohnbauflächen teurer verkauft werden können als beispielsweise Gewerbeflächen, hat die Nutzung einen entscheidenden Einfluss auf den Grundstückswert.

Im zweiten Schritt erfolgt die Prüfung des Maß‘ der baulichen Nutzung. Hier gilt: Je größer die Fläche, desto höher der Wert eines Grundstücks.

Ein Bebauungsplan gehört zu den Dokumenten, die für eine Wertermittlung Ihres Grundstücks oder einen Verkauf grundlegend sind. Welche weitern Unterlagen hierzu noch gehören und woher Sie diese erhalten, können Sie im Artikel „Verkaufsrelevante Unterlagen“ nachlesen.

Fazit zum Bebauungsplan

Um einen Bebauungsplan zu lesen, empfehlen wir Ihnen sich zunächst mit dem Planteil und der dazugehörigen Legende vertraut zu machen. Dort wird genau erklärt, was die verschiedenen Farben, Linien und Symbole bedeuten.

Anschließend sollten Sie zudem die textlichen Festsetzungen aufmerksam lesen. Dabei ist auch auf die Baunutzungsverordnung zu achten, die dem jeweiligen Plan zugrunde liegt.

Da das Bauplanungsrecht und folglich das richtige Lesen eines Bebauungsplans den Wert eines Grundstücks bestimmt, empfehlen wir Grundstückseigentümern, sich bezüglich dem für Ihr Grundstück geltenden Bebauungsplans mit einem Experten, wie beispielsweise einem Architekten, auszutauschen.

Dieser kann genaue Angaben zu einer möglichen Bebauung, diesbezüglichen Optionen und sich eventuell ergebenden Spielräumen geben. Denn ein Bebauungsplan ist zwar Rechtsgrundlage, aber dennoch unter bestimmten Umständen nicht unbedingt definitiv. In manchen Fällen gibt es die Möglichkeit eine Befreiung vom Bebauungsplan zu beantragen. Dies könnte zum Beispiel denkbar sein, wenn der gültige B-Plan bereits sehr alt ist und sich die Umgebung maßgeblich verändert hat.

Aus diesem Grund sollten sich Eigentümer bei der Prüfung Ihres Grundstücks und der Evaluierung der baulichen Möglichkeiten unbedingt professionell beraten lassen. Denn diese Informationen bestimmen den Wert Ihres Grundstücks.

In der Baunutzungsverordnung können Sie die Kennziffern und Bestimmungen noch einmal im Detail nachlesen. Zudem findet sich in §17 eine Übersicht, die der Orientierung der Höchstgrenzen für die Bestimmung des Maßes der baulichen Nutzung.

Disclaimer

Es handelt sich bei allen Informationen und Empfehlungen in unserem Ratgeber maßgeblich um gewonnene Praxiserfahrungen. Diese wollen wir mit Ihnen teilen, um Ihnen hilfreiche Tipps zu geben und häufig gestellte Fragen bestmöglich zu beantworten. Für die Auskünfte können wir jedoch keine Gewähr auf Vollständig- und Richtigkeit übernehmen.